Die Ursprünge

Die „veste Lengenberch“ (Burg Lengberg, auch Lechsgemünd genannt) wurde im 12. Jahrhundert vom Herrschergeschlecht der Herren von Lechsgemünd erbaut. Die erste schriftliche Erwähnung der Burg wird auf den 15. August 1190 datiert. Sie beinhaltet Burg Lengberg als Ausstellungsort einer Schenkungsurkunde an das Kloster Viktring.[1] Die Burg selbst wurde mutmaßlich schon 1180 errichtet.

Die Herren von Lechsgemünd waren kein einheimisches Herrschergeschlecht, sondern stammten aus dem Schwabenland (heutiges deutsche Bundesland Bayern). Um genauer zu sein, lag ihre Stammburg (Burg Lechsend) an der Mündung vom Lech in die Donau. Daher stammte auch die Namensgebung „Lechsgemünd“. Die Grafen von Lechsgemünd waren aber keine „Fremden“ in der Region der Hohen Tauern: Sie besaßen nicht nur Besitzungen im Raum Osttirol (Matrei i. O. und Lengberg), sondern auch im Salzburger Pinzgau (Mittersill). Dies war für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich, da viele Reichsgrafen verstreute Besitzungen in den „Deutschen Landen“ hatten.

Zum Pflegschaftsbereich von Lengberg gehörten zur damaligen Zeit nicht nur die Burg Lengberg mit ihren Gutshöfen, sondern auch alle Gebiete östlich von Oberdrauburg bis zur Urpfarre von Irschen.[2]
Der letzte Graf von Lechsgemünd, der auf Burg Lengberg lebte, war Heinrich von Lechs-gemünd. Heinrich, selbst kinderlos, versprach in einem Erbvertrag dem Erzbischof Konrad von Salzburg seine Herrschaftsgebiete in Osttirol und im oberen Pinzgau. Schließlich ver-kaufte er 1207 dessen Nachfolger, dem Erzbischof Eberhard, diese versprochenen Gebiete; mit einer Ausnahme: Für die Burg Lengberg mit dazugehörigen Gütern in Irschen, Nikolsdorf und Lindberg behielt er sich das lebenslange Nutzungsrecht vor.[3]

Nach dem Tod Heinrichs von Lechsgemünd 1212 kam die Herrschaft zu Lengberg endgültig an das Erzstift Salzburg (weltlicher Besitz des Erzbistums Salzburg). „In Zusammenhang mit dem Übergang des gewaltigen Besitzerbes der Lechsgemünder an Salzburg hatten sich [aber] Streitigkeiten entwickelt, da auch der Patriarch von Aquileia Ansprüche erhob.“[4] So soll die Gemahlin von Heinrich Willibirgis auf dem Totenbett die Besitzungen Matrei und Lengberg der Kirche von Aquileia zu ihrem Seelenheil vermacht haben. Warum gerade die beiden Herrschaften? Mutmaßlich hat die Gräfin Willibirgis diese beiden Herrschaften als Morgengabe von Heinrich erhalten und glaubte daher darüber zu verfügen. Dieser Rechtsstreit wurde jedoch schnell in einem Schiedsgericht beigelegt: Der Erzbischof von Salzburg verzichtete 1212 auf alle seine Güter in Friaul zugunsten des Patriarchats.[5]

Der Erzbischof setzte daraufhin einen Burgpfleger, Burgrichter bzw. Burgvogt ein, der im Namen des Erzbischofs die Herrschaft verwaltete und Recht sprach.

Baugeschichtlich betrachtet handelt es sich bei der damaligen Burg um einen trapezförmigen, romanischen Bau, bestehend aus einem zweistöckigen Palas mit einer 2,20 Meter dicken Ringmauer. Burg Lengberg besaß keinen Bergfried, was der Burg ein Charakteristikum einer möglichen Turmburg verlieh. In manchen Quellen wird Lengberg auch als „Fliehburg“ bezeichnet.[6]

Anmerkungen:
[1] Magdalena Hörmann-Weingartner: Lengberg, in: Tiroler Burgenbuch Bd. 9: Pustertal, hrsg. v. Oswald Trapp, Innsbruck-Wien 2003, S. 545
[2] Ebd., S. 546
[3] Otto Stolz: Politisch-historische Landesbeschreibungen von Südtirol, Innsbruck 1937 (= Schlern-Schriften Nr. 40), S. 709, vgl. Gerhild Kutschera: Schloss Lengberg, in: Nikolsdorf in Osttirol. Aus Vergangenheit und Gegenwart einer Osttiroler Landgemeinde, Nikolsdorf 1988, S. 155; vgl. auch Urkunde vom 10. Oktober 1207 Absicherung des Vertrages, in: Urkundebuch Salzburg Nr. 5 III 605
[4] Magdalena Hörmann-Weingartner: Lengberg …, S. 546
[5] Ebd.
[6] Josef Astner: Die Pfleger von Lengberg und ihre Zeit, in Nikolsdorf in Osttirol. Aus Ver-gangenheit und Gegenwart einer Osttiroler Landgemeinde, hrsg. v. Gemeinde Nikolsdorf, Nikolsdorf 1988, S. 28, 31; ergänzend: Eine Fliehburg (auch Volksburg genannt) dient einer vollständigen lokalen Bevölkerung vorübergehend als Rückzugsort in Zeiten der Gefahr.