Mittelalterliche Unterwäsche

Insgesamt besteht der Fund aus über 2.700 einzelnen Stoff-Fragmenten. Eine erste Durchsicht des Materials ergab eine Fülle unterschiedlicher Textilformen, darunter eine Reihe fast vollständig erhaltener Kleidungsstücke sowie Fragmente leinener Innenfutter mit spärlichen Resten der ehemaligen Wollkleider, außerdem Fragmente mehrerer Leinenhemden mit starker Fältelung an Kragen und Ärmel mit erhaltenen Textilknöpfen und zugehörigen Knopflöchern, deren Größe nahelegen, dass sie Bestandteil weiblicher Kleidung waren oder gar von Kindern getragen wurden. Besonders zu erwähnen, ist hier die gefundene Unterwäsche.[1]

Unterwäsche und Nachtbekleidung ist jenes Gebiet der Forschung über mittelalterliche Kleidung, das recht dürftig ausgearbeitet ist. Das liegt vor allem daran, dass äußerst wenige und kaum vollständig erhaltende Stücke vorhanden sind. Um so spektakulärer sind daher die gut erhaltenen Funde aus Schloss Lengberg.

Warum wurde zur damaligen Zeit Unterwäsche getragen? – Die Unterwäsche schützte zum einen die Haut des/r Trägers/in vor den harten oder rauhen Materialien der Oberkleidung und bildete eine zusätzliche wärmende Schicht, zum anderen wirkte die Unterkleidung durch Aufnahme von Schweiß kühlend.[2]

Recherchiert man in der mittelalterlichen Literatur bzgl. des Tragens von Unterwäsche, so findet man unterschiedlichste Begriffe dafür: »undercleit«, »underkleit«, »subucula« (lateinisch für Hemd bzw. wollendes Hemd), »inducula« (lateinisch für Frauenunterkleid), »tunica inferior« (lateinisch für Unter-Tunika) und »vestis interior« (lateinisch für »innere Kleidung«).[3]

Anmerkungen:
[1] Vgl. http://www.uibk.ac.at/ipoint/news/2012/buestenhalter-aus-dem-mittelalter.html.de, 06.01.2015
[2] Vgl. Katrin Kania: Kleidung im Mittelalter. Materialien – Konstruktion – Nähtechnik. Köln-Weimar-Wien 2010, S. 119
[3] Gabrielle Praschl-Bichler: Affenhaube, Schellentracht und Wendeschuh. Kleidung und Mode im Mittelalter, München 2011, S. 35